25.01.2017
Suitbertus, ein bodenständiges Beispiel für die Gegenwart
"...sich von Suitbertus und seinen Zeugen inspirieren ... lassen"
Pastor Oliver Dregger, Pastor an der Suitbertus-Basilika, Kaiserswerth,
im Gespräch mit Raymund Hinkel
Sehr geehrter Herr Pastor Dregger!
Ihnen   ein herzlicher Dank für Ihre  Einladung zu einem persönlichen  Gespräch.  Ich war vorbereitet auf ein  Interview und sehe mich im  Nachhinein  überrascht, wie Sie fast alle  meine Fragen von sich aus,  einfach frei  von der Leber weg, erzählend  beantworteten. In der  nachfolgenden  Wiedergabe unseres Gespräches  verzichte ich zu Gunsten  des Inhaltes auf  die Dialogform und folge einer  Form, in der Sie über  Suitbertus  sprechen und über das, was er für Sie  bedeutet: 
Hinkel: Herr Pastor Dregger, Sie    wurden geboren am 04.10.1968. Seit Ihrer Amtseinführung hier in    Kaiserswerth am 16.08.2015 sind inzwischen fast eineinhalb Jahre    vergangen. Inzwischen dürfte der Alltag eingekehrt sein. - Mich    interessiert, was verbindet Sie mit dem Heiligen von Kaiserswerth, mit    Suitbertus? Dazu stellt sich die Frage: Sehen Sie Suitbertus als ein    Vorbild, der Ihnen auch in unserer Zeit für Ihre Amtsführung Motivation    und Rüstzeug an die Hand gibt? 
Dregger: Dem heiligen Suitbertus gebührt ein bemerkenswerter Stellenwert. Fände sich sein Grab in Köln, dann würde ihm ohne Frage große Beachtung zuteil werden. Nun aber liegt sein Grab etwas abseits, am nördlichen Rand des Kölner Erzbistums, und es liegt damit ausserhalb des allgemeinen Blickwinkels. Suitbertus aber muss etwas Besonderes
an   sich gehabt haben, denn es gibt bis heute eine  durchgängige   Überlieferung und Verehrung. Eine so einhellige und  durchgängige   Anerkennung durch die Bevölkerung und durch unzählige  Pilger, das ist   schon etwas Besonders.Dazu kommt, dass Suitbertus hier  auf Kaiserswerth   gelebt und gewirkt hat, Suitbertus muss etwas  hinterlassen haben, was   bei den Menschen Eingang gefunden hat.  Suitbertus hat seinen Glauben   verkündet, seinen Glauben an Jesus. Und  diesen Glauben an Jesus   erweckte Suitbertus bei den Mensch. So ist der  Glaube an Jesus hier am   Ort lebendig geworden, der christliche Glaube  ist „Fleisch geworden". 
 Suitbertus gehört zu den  angelsächsischen   Missionaren. Diese kamen von England und Irland und  waren von Jesus   beseelt, der ihnen das Beste war. Dieses Beste wollten  sie verkünden.   Was für eine Motivation. Sie verließen ihre Heimat und  kamen so aufs   Festland, um hier ihren Blutsverwandten die Frohe  Botschaft zu   verkünden. - Mit der Missionierung brachten die  angelsächsischen   Missionare nicht nur Religiöses mit sich, sondern auch  zivilisatorische   Verbesserungen. Die Missionare hatten Bildung und  verstanden sich auf   die Landwirtschaft. Das bedeutete für die  Bevölkerung ungeahnte Hilfe   im Alltag, das Leben zu sichern. 
           Die  Angelsächsischen   Missionare nahmen Kontakt zu den Herrschern auf und  erhielten die   Erlaubnis, in ihrem Gebiet missionieren zu dürfen. - Zu  dieser Zeit   waren in der fränkischen Kirche Missstände aufgetreten, die  erhebliche   dekadente Züge trug. Mit Bonifatius beginnt die  Reorganisation. Bis  die  Christianisierung auch das einfache Volk  erreichte, sollte es aber   noch dauern. - Aber zurück zu Suitbertus: 
 Im Stile der angelsächsischen Mission    ging Suitbertus zu Pippin dem Mittleren und erhielt von ihm die    Erlaubnis, sich auf der Rheininsel nieder zu lassen, die heute den Namen    „Kaiserswerth" trägt. Suitbertus nutzte die Möglichkeiten seiner  Zeit.   Das mönchische Leben, die Askese, war ihm dabei die Basis. 
             Suitbertus richtete sein Wirken nach Rom aus, so weihte er die von ihm    erbaute, erste Kirche auf Kaiserswerth dem heiligen Petrus. 1967   erhielt  die nach seinem Tod nach ihm umbenannte Suitbertus-Kirche den    Ehrentitel einer Basilica minor. Da dürfen wir nun, 2017, ein    fünfzigjähriges Jubiläum feiern. - Aus der Erfahrung heraus hat sich    gezeigt: Je größer und enger die Anbindung an Rom ist, desto stärker ist    die Kirche vor Ort. 
 Kaiserswerth verdankt Suitbertus viel.    Ihren Dank und Respekt zeigen Kaiserswerther Bürger auf vielfältige    Weise: An mancher Haustür prangt ein Stern als Türknauf. Und zur    Schreinprozession sind alle Häuser entlang des Prozessionsweges mit    roten Lämpchen geziert. Eine solche Beteiligung durch die Bevölkerung    findet sich nicht einmal in Köln zur Fronleichnamsprozession. - Diese    Verbundenheit zeigen auch die Zahlen der Kirchenbesucher. Auf    Bistumsebene werden weniger als 9% Kirchenbesucher gezählt, dem    gegenüber sind es hier in der Suitbertus-Basilika 14,5-15%. Außerdem    besuchen tagtäglich zahlreiche Menschen unsere Basilika zum stillen Gebet. 
 
Bischof Josef Clemens, Sekretär des Päpstlichen Laienrates,
in Konzelebration: Pastor Oliver Dregger (l) und Kaplan Müller, 04.09.2016
 Das Leben in Gemeinschaft ist immer   wieder von Bedeutung. Mehr als ein  Symbol dafür ist der   Suitbertusschrein. Dieser Schrein ist ein  Mehrbewohnerhaus, in dem sich   die Reliquien des Suitbertus und seines  Freundes und Nachfolgers   Willeicus finden. - Der Nachfolger einer  Persönlichkeit, wie Suitbertus   eine war, hat es immer schwer. So waren  viele Gemeindemitglieder über   den Willeicus-Segen, den wir seit letztem  Jahr (2016) spenden,   überrascht,  und fragten: „Wer ist das,  Willeicus?" Der 7. März ist  sein  Gedenktag. 
 Meinen eigenen Glauben stärkt:
 Der tiefste Grund meines Glaubens, der    mir Kraft gibt, ist die Eucharistie. - Wenn es stimmt, dass Christus in    einem Stückchen Brot zu mir kommt... Das hat mich umgehauen. -  Priester   kann ich überall sein. Aber ohne die heilige Messe, ohne die   Eucharistie  zu sein, das wäre ein hartes Brot. 
           Wie für   Suitbertus ist auch für  mich das Leben in Gemeinschaft wichtig. Daher   beginnen wir in unserer  Gemeinde den Tag mit dem gemeinsamen Gebet der   Laudes (Dienstag -  Freitag, 07:00 Uhr). Darüber hinaus treffe ich  mich  mit unserem Kaplan  zweimal in der Woche zum gemeinsamen  Mittagessen.
 Hier in Kaiserswerth Pastor zu sein, an dem    Ort, an dem Suitbertus gelebt und gewirkt hat,  an dem die Bevölkerung    von Kaiserswerth und dazu unzählige Pilger ihre Zuflucht zu ihm   genommen  haben, ihren Glauben an Jesus vertieft oder gar gefunden   haben... Hier,  an diesem Ort Pastor zu sein, das ist für mich schon ein   hoher , aber  auch ermutigender Anspruch. 
           Als Pastor stehe ich hier am Ort quasi  in der Nachfolge des Suitbertus, dazu gilt es, sich von Suitbertus und  seinen Zeugen inspirieren zu lassen. 
Interviewe und redaktionelle Aufbereitung: Raymund Hinkel
für: suitbertus13.de
Düsseldorf-Kaiserswerth, 25.01.2017, Stand: 07.03.2017, Gedenktag des hl. Willeicus  
Zur Veröffentlichung freigegeben von Pastor Oliver Dregger, 06.03.2017 Mo 10:27
© 2017 by Raymund Hinkel, Mittelstr. 25, 40213 Düsseldorf
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